Plastischer und Breitkrempiger Baumhöhlenrüssler

Nationalpark Kellerwald-Edersee

Zwei weitere Arten der seltenen Urwaldkäfer im Nationalpark entdeckt

Indikatoren für besonders ursprüngliche Wälder – Schutzgebiet gilt bundesweit als Urwaldkäfer-Hotspot

Bad Wildungen. Mit dem Breitkrempigen und Plastischen Baumhöhlenrüssler steigt die Zahl der nachgewiesenen Urwaldreliktarten im Nationalpark Kellerwald-Edersee auf 36 Tierarten an. Im Fall des Plastischen Baumhöhlenrüsslers handelt es sich sogar um den Erstfund in ganz Hessen. Die Fundstellen befinden sich innerhalb der urwaldartigen Reliktstandorte des Nationalparks südlich von Waldeck sowie in der Nähe der Banfebucht bei Edertal-Bringhausen.

Der Nachweis der Käfer erfolgte über Becherfallen, die im Erdboden oder in Baumhöhlen vergraben wurden. Den Käferexperten Dr. Ulrich Schaffrath und Dr. Peter Spirck gelang der Identifikation der 35. und 36. Urwaldreliktart, während sie das in den Jahren 2021 und 2023 gesammelte Material auswerteten. „Es ist für uns immer wieder eine kleine Sensation, wenn weitere Urwaldreliktarten im Schutzgebiet entdeckt werden – und ein Zeichen dafür, welche einzigartigen Lebensräume der Nationalpark bewahrt“, freut sich Dr. Carsten Morkel, Projektkoordinator und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Forschung, Naturschutz und Planung im Nationalpark.

Über die Lebensweise der beiden, nur knapp 3,5 Millimeter großen Baumhöhlenrüssler ist bislang noch wenig bekannt. Wie alle Urwaldreliktarten sind die Käfer extrem selten und für ihre Entwicklung auf Alt- und Totholz bestimmter Qualität angewiesen. Sie bevorzugen Baumhöhlen, die – wie es der Name bereits vermuten lässt – mit Mulm gefüllt sind. Dieser entsteht, wenn sich das Holz zersetzt.

Dort können die vegetarisch lebenden Larven der Käfer wachsen, gedeihen und sich zum erwachsenen Tier weiterentwickeln, das sich anschließend wieder fortpflanzt. Solange die Baumhöhle hierfür ideale Bedingung bietet, verlassen auch die erwachsenen Käfer in der Regel nicht den Baum.

Die 36 Urwaldreliktarten sind Zeugen für die Urwaldstrukturen im Nationalpark. Sie alle haben hohen Ansprüche an ihre Lebensräume und leben unter anderem im Mulm dicker, abgestorbener Bäume. Aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität müssen diese sehr speziellen und seltenen Habitate ohne Unterbrechung in einer relativ hohen Dichte im nahen Umkreis vorkommen, um das Überleben dieser Art zu sichern und können daher als Indiz für Urwaldstrukturen herangezogen werden. Mit dieser hohen Anzahl an Urwaldzeigern zählt der Nationalpark Kellerwald-Edersee zu einem bundesweiten Urwaldkäfer-Hotspot.

Einen Überblick zu den 36 Urwaldreliktarten des Nationalparks Kellerwald-Edersee gibt es unter diesem Link.

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